"Sei gegrüßt, Fremder! Lange hat es gedauert, bis Du endlich den Weg zu uns gefunden hast. Und nun stehst Du vor den Toren dieser Welt und fragst Dich Was ist das hier? Nun, ich will es Dir erzählen.
Weit draußen, versteckt in den Wassern des westlichen Meeres liegt das Land der Menschen. Ein junges, noch unwissendes aber aufstrebendes Volk, das, betrieben von Rastlosigkeit, Ehrgeiz und Neugier, von einem Ufer seiner Welt zum anderen irrt, stets auf der Suche nach dem Neuen, Unbekannten, den Geheimnissen und Reichtümern dieser Welt und nach Macht. Im Laufe der Jahre ließen sich manche von ihnen nieder und bauten Dörfer, Städte und Burgen, führten kleine Kriege oder bescheidenen Handel, andere, die tapfersten und ruhelosesten unter ihnen, bauten Flosse und Schiffe und versuchten, die Grenzen ihrer Welt zu sprengen, zu erkunden, was dahinter liegt. Doch die Götter verwehrten ihren Kindern den Weg hinaus aus ihrer Wiege, die Menschheit sollte reifen, älter und erwachsen werden bis sie sich über andere Länder verbreiten dürfte. Und so sandten sie die Winde des Ozeans aus jedes Schiff zu zerstören, das sich zu weit auf das Meer hinaus wagte.
Die Menschen waren aber auch nicht alleine. Jenseits der Wellen des westlichen Ozeans, auf der anderen Seite der Welt erhoben sich die Klippen des Kontinents Alirion, der Heimat dreier Völker von uralter Art, der Guh'la, der Caldea und der Brinul.
Die Guh'la waren Wesen aus Stein, gewaltig an Gestalt doch von sanften Gemüt und stets auf der Suche nach Erkenntnis. Ihnen ging das geschäftige Treiben der übrigen Völker ab, doch auch ihre langsamen, ruhigen Bewegungen konnten nicht darüber hinweg täuschen, daß ein jeder von ihnen mit bloßen Fäusten ein Haus zu zertrümmern vermochte.
Weniger mächtig an Gestalt.
Ja geradezu schlank und zierlich waren die Caldea, wie sie nach ihrer Heimat, den Wäldern an den Ufern des Flusses Sentyk genannt wurden. Es war ein nach festen Regeln lebendes Volk. Ihre besondere Gabe war die schier unglaubliche Geschwindigkeit und Geschicklichkeit ihrer Bewegungen, die Harmonie und Perfektion, mit der sie ihre Körper beherrschten. Die enge Naturverbundenheit sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Caldea bereits früh führend waren unter den Alten Rassen. Als geistige Erben eines noch älteren Volkes waren sie allen anderen in Kultur und Wissenschaft überlegen. Übungen in Selbstbeherrschung und Kriegskunst von Kindesbein brachten den Feldherren und Kriegern der Caldea die Führung in fast allen kriegerischen Unterfangen der Alten Rassen.
Die Brinul waren von Natur aus klein und robust.
Obwohl sie den Caldea an Kraft kaum nachstanden war ihre körperliche Geschmeidigkeit und Grazie nicht so ausgeprägt.
Die Brinul entwickelten vielmehr großes Geschick für komplizierte Zusammenhänge. Viele von ihnen zeichneten sich durch großes technisches Geschick aus andere wiederum waren sehr bewandert im Handel und in der Schmiedekunst. Aus diesen Talenten ergab sich, dass die Brinul große unterirdische Bergwerke und Minen anlegten, - Maschinen zum Abbau des Gesteins entwickelten -, und mit den geförderten Mineralien und Erzen Handel trieben. Ein Grossteil der Brinul lebte deshalb unterhalb der Erde in den Bergwerken.
Ihren Reihen entstammten die berühmtesten Baumeister, Ingenieure und Schmiede der alten Welt.
Als nun die Götter die Ruhelosigkeit der Menschen erkannten, riefen sie die alten Völker zusammen und gaben ihnen den Auftrag, sich in die Welt der Menschen zu begeben, über sie zu wachen und sie zu lehren.
Zum Schutze vor den Stürmen, die die Menschen von den anderen Rassen trennten, gaben sie ihnen Amulette, mächtige Artefakte, die die Winde zähmen und sichere Durchfahrt durch die Barriere garantieren sollten.
Und die alten Völker gehorchten. Sie sandten ihre Schiffe aus und begaben sich auf die Reise, und wie die Götter versprochen hatten entgingen sie jeder Gefahr.
Am Ende ihres langen Weges trafen sie auf die Menschen. In Scharren versammelten sie sich am Strand und beobachteten die Ankunft der Besucher voller Staunen und Angst. Doch auch die Ankömmlinge waren verwirrt. Sie trafen sich am Strand um sich zu beraten, und am Ende beschlossen sie, sich aufzuteilen und die Menschen eine zeit lang zu beobachten.
Nur wenige, die wagemutigsten unter ihnen, trauten sich auf den Weg in die Siedlung der Fremden, und die ersten lockeren Bande wurden geknüpft.
Doch bald kam der Tag, an dem die drei Völker sich versammelten um über die Zukunft zu entscheiden. Gerüchten zufolge hatten die Guh'la begonnen den Aufbau des sozialen Systems auf Bralkara zu untersuchen. König Felbin hatte viele Nächte mit den riesigen Steinmenschen verbracht, welche sich über das erlangte Wissen sehr begeistert zeigten. Ihnen gegenüber waren die Brinul von den Menschen, oder vielmehr von dem technischen Verständnis der Menschen Bralkaras enttäuscht. Es hatte sich herausgestellt, daß sie den Menschen in jeder Hinsicht überlegen waren.
Die Caldea stellten deshalb Überlegungen an, dem Volk der Menschen mehr Wissen und Weisheit zukommen zu lassen und zusammen mit dem Königsgeschlecht Lancedar eine neue und verbesserte Ordnung zu erstellen.
Da sich die Guh'la allerdings noch mehr Zeit zur Beobachtung ausbaten, und die Brinul eher dazu tendierten den Menschen noch einige hundert Jahre eigene Entwicklung zu lassen, konnte an jenem denkwürdigen Tag, einige Monate nach der Landung an Bralkaras Küste, leider keine Entscheidung über die Zukunft getroffen werden.
Zu einem weiteren Treffen sollte es nicht mehr kommen. Allenfalls Legenden ranken sich um das was in den folgenden Tagen geschah:
Ein Sturm zog auf.
Die Erde ächzte und bebte unter gewaltigen Kräften, die alles unter sich zu erdrücken schienen. Blutrote und purpurne Blitze schossen über das Land, und setzten den Himmel in Brand, und ein Getöse erscholl wie es kein Mensch zuvor vernommen hatte. Nach einigen Stunden beruhigten die Naturgewalten sich wieder, und für einen Augenblick schien alles wieder seien normalen Gang zu gehen. Danach folgte Stille, absolute Stille.
Viel Zeit verging bis die Menschen sich wieder aus ihren Häusern und vor die Tore ihrer Stadt wagten. Und die Wenigen, die Kontakt zu den Fremden geknüpft hatten, machten sich auf den Weg zu ihnen, um zu erfahren, was geschehen war. Doch sie fanden nur Ruinen. Alle Siedler waren tot. Verwirrt irrten die Menschen durch die zerstörten Städte und suchten nach Überlebenden, nach einer Antwort, aber es gab keine. Doch eines fanden sie inmitten der Trümmer, die Amulette der Götter, die Schlüssel zum Ozean. Die, die mittlerweile ihre Bedeutung kannten, fanden sich zusammen und beschlossen, die gefährliche Reise zu wagen. Nach Alirion, um Antworten zu finden oder Überlebende der verlorenen Freunde, oder auch nur aus Abenteuerlust, Gier oder Hoffnung auf ein besseres Leben. In kleinen Gruppen fanden sie sich zusammen, bauten Schiffe und machten sich auf den Weg in das Unbekannte.
Die Götter erkannten bald, daß ihre Barriere überwunden war, und lange berieten sie, ob sie die kleinen Flotten vernichten sollten. Doch ein mächtiger Gott erhob sich und nahm die Reisenden unter seinen Schutz. Die Menschen müßten lernen, sich entwickeln, und wo sonst könnten sie es besser als in der Wiege der Zivilisation, auf Alirion ? Und so wurde den Menschen die Durchfahrt gewährt. Um jedoch zu verhindern, daß die Abenteurer irgendwann ausgestattet mit der Macht der alten Völker zurückkehrten um ihre Heimat zu unterwerfen, um das Gleichgewicht zu erhalten, nahmen sie den Amuletten die Kraft sie für mehr als eine Überfahrt zu schützen, so daß der Weg nach Osten endgültig war.
Nun, Fremder, Du siehst, große Aufgaben erwarten Dich hier. Deine Gefolgsleute warten, durchschreite das Tor und führe sie nach Alirion. Und vielleicht wirst Du der Held sein, der als erster die Geheimnisse aufdeckt, der das Erbe antritt, das die Guh'la, die Caldea und die Brinul hier hinterließen."