Magie ist, wie wir heute wissen, kein plötzlich auftretendes Phänomen. Sie ist allgegenwärtig, wie ein unsichtbarer Nebel, und die Zauberei versucht nichts anderes, als ihr Form zu geben, sie in andere gewünschte Bahnen zu lenken. Doch manchmal und gerade beim Einsatz großer Sprüche mißlingt dieses, wird gebündelte Magie wieder frei, und läßt sie mitunter bizarre und gefährliche Formen annehmen. Uns so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Krieg der alten Völker seine Folgen zeigte...
Ruhig und ahnungslos weidete das Reh auf der Lichtung. Die Sonne warf sanft ihre Strahlen durch das Blätterdach, ein leichter Wind bließ aus dem Westen, alles war friedlich. Das Tier bemerkte nicht, wie sich ohne das kleinste Geräusch die Büsche hinter ihm beiseite schoben. Für einen kurzen Augenblick blitzte die Spitze eines Speeres auf und verschwand wieder im Dickicht; der Jäger holte zum Wurf aus.
Plötzlich wurde das Reh unruhig. Es blickte auf und starrte ängstlich zwischen die Bäume vor sich. Kaum einen Augenblick später sprang ein Schatten aus dem Dunkel der Bäume hervor und warf sich mit alles Wucht auf das junge Tier. Mit einem lauten Ächzen brach es unter der Gestalt zusammen, ein letzter Schrei entkam seiner Kehle, dann zerfetzte der Unbekannte seinen Hals.
Wütend sah Lord Asteroth auf den unbekannten Angreifer. Er legte seinen Speer beiseite und fauchte seinen Knappen an "Junge, gib mir meine Keule!". Dieses war sein Wald, niemand durfte hier jagen, und schon gar kein Fremder. Entschlossen die Keule schwingend und mit grimmigen Blick trat er aus dem Gebüsch hervor und betrachtete das Schauspiel, welches sich dort bot. Die Gestalt lag noch immer über dem blutüberströmten Tier und schien sich an seiner Grausamkeit zu erfreuen. "He, Du, Dieb, steh auf!" rief Lord Asteroth dem Unbekannten zu. Dieser reagierte prombt, und zum ersten Mal konnte der Lord ihn im Sonnenlicht betrachten. Seine Haut war lehmig wie Erde, er trug keine Kleidung, und an seinem Körper wuchs nicht ein einziges Haar. Asteroth blickte auf uns sah in zwei ebenfalls lehmig-braune, tote Augen. Für einen Augenblick zögerte er, dann umschloß er fest seine Keule und griff an. Mit einem mächtigen Hieb traf er den Körper der Kreatur, doch diese schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen und schlug mit blanker Faust zurück. Es entbrannte ein heftiger Kampf, nichts was Asteroth tat schien dem Wesen etwas anhaben zu können, bis er mit einem wütenden Hieb auf den Kopf des Fremden traf. Wie einen Haufen Sand durchhieb der Schlag den Schädel, und das Wesen brach zusammen. Lord Asteroth bückte sich, und betrachtete die Reste seines Gegners genauer "Sand!", murmelte er, "Junge", rief er seinem Knappen zu, "Sieh Dir das an, das Viech war aus Erde gemacht!" Hastig eilte er zurück zur Hauptstadt und berichtete von seinem Erlebnis.
Niemand mochte ihm zunächst glauben, doch im Laufe der Wochen häuften sich in allen Reichen die Meldungen über ähnliche Vorfälle. Nach einiger Zeit trafen sich die Weisen der großen Reiche in Sotul, um diese Vorfälle zu erklären. Und nach einigen Tagen fanden sie die Lösung. Die geweckten Kräfte des großen Krieges waren noch lange nicht zur Ruhe gekommen. Sie manifestierten sich in allem, auf das sie gerade trafen, in Erde, Stein oder in Toten, es sollen sogar riesige, silberäugige Wölfe. Und so entstanden Golems, Zombies und Werwölfe, und noch viele andere, noch nie gesehene Kreaturen.
Doch zudem wurden nach kurzer Zeit weitere beunruhigende Nachrichten vernommen. Viele der nach Alirion gesegelten Helden waren bereits früh gescheitert, ihre Dörfer und Städte waren herrenlos und wurden von Anarchie und Chaos regiert. Von diesen Orten ging eine ähnlich große Gefahr aus, ihre führungslosen Bewohner streunten durch die Umgebung und überfielen ahnungslose Reisende. Schon bald rotteten sie sich in größeren Trupps zusammen und machten sich daran, andere wohlhabendere Siedlungen zu überfallen.
Und so zog zum ersten Mal seit der Landung in Alirion die Angst in alle Dörfer der neuen Welt. Dieses waren die Feinde aller Menschen, und er mußte irgendwie aufgehalten werden.